Die Jury – bestehend aus Führungskräften der Automobilindustrie und
Mitgliedern der htw saar – hat die eingereichten Projekte unter folgenden
Kriterien beurteilt:
• Innovation in Bezug auf die gewählte Anwendung
• Originalität in Bezug auf die Anwendungsfelder in der Logistik
• Nutzen und Mehrwert aus Sicht der Hauptanwender
• Beschleunigungseffekte in der Wertschöpfungskette bzw. Auftragsabwicklung
• Entwicklungsmöglichkeit und Nachhaltigkeit
Mit dem elogistics award würdigt der Arbeitskreis AKJ Automotive in erster Linie innovative Projekte, die in geeigneter Weise Logistik und Informationsverarbeitung verbinden. Besonders beachtet wird die Anwenderseite – die Jury hat ein besonderes Augenmerk darauf, ob die Lösung in der Praxis eingesetzt wird und ob sich signifikante Verbesserungen in den Prozessen ergeben haben.
Die Jury prämierte in diesem Jahr insgesamt drei eingereichte Lösungen mit
dem elogistics award in drei Kategorien:
>>> Kategorie Assistenzsysteme für Mitarbeiter:
„Transformation in der Logistik: Der Mensch als Akteur in einer vernetzen
Supply Chain der Robert Bosch GmbH – Werk Homburg“
Die Herausforderung: Die Transformation in der Logistik im Zuge der Digitalisierung erfordert eine intensive Einbindung der Mitarbeiter. Die Prinzipien der Lean Production bilden die Grundlage, um Abläufe zu standardisieren und dadurch die Basis für eine kontinuierliche Verbesserung zu schaffen. Um Abweichungen vom Standard valide bestimmen zu können,
werden Daten in Echtzeit benötigt. Materialbewegungen können z.B. über RFID erfasst und in Echtzeit in der IT-Infrastruktur abgebildet werden – nicht aufbereitet sind die Daten jedoch kaum nutzbar.
Die Lösung: Der Mensch als Akteur bildet das zentrale Kernelement von Industrie 4.0 bei Bosch. Rollenbasierte Assistenzsysteme unterstützen den Entscheidungsprozess des Mitarbeiters im Wertstrom. Maßgeblich für diese Unterstützung ist die Bereitstellung der Daten im richtigen Umfang, in der richtigen Qualität, zum richtigen Zeitpunkt für die richtige Mitarbeiter-Rolle. Konkret werden die Lösungen im Werk Homburg insbesondere bei der
Optimierung des innerbetrieblichen Materialflusses. Einige der umgesetzten Bausteine sind: Intralogistik-Plattform, Flottenmanagement, Transportmanagement, autonome Transporte, intelligenter Supermarkt, agile Produktionsplanung, Visual Tags und digitaler Wertstrom.
>>> Kategorie digitale durchgehende Prozesssteuerung:
ATS – Abruf- und Transportsystem der Schaeffler AG
Umsetzung mit dem Dienstleister inconso AG
Die Herausforderung: Die Produktionsprozesse der Schaeffler-Gruppe sind sehr gut etabliert und können im SAP-System genau überwacht werden. Die Inbound- und Outbound-Prozesse werden ebenfalls durch geeignete Software unterstützt. Die Prozesse der innerbetrieblichen Logistik jedoch (inkl. neuer Versorgungskonzepte wie Kommissionier- und Flexizone, Anbindung externer Dienstleister) werden bisher nur unzureichend im System abgebildet. Das führt zu einem Mangel an Transparenz hinsichtlich der genauen Bestands- und Versorgungssituation. Zudem erfordern wachsende Bedarfe mehr Produktionsfläche – insbesondere am Standort Skalica. Zu diesem Zweck sollen die heute auf verschiedene Hallen verteilten Logistikfunktionen in einer neuen, kostengünstigen Logistikhalle gebündelt werden. Die hochfrequente Belieferung aus der Logistikhalle an die Verbrauchsstellen erfordert allerdings eine digitale Unterstützung der Abruf- und Kommissionierprozesse – sowohl für verbrauchs- als auch für bedarfsgesteuerte Materialversorgungsprozesse.
Die Lösung: Das Projekt „ATS – Abruf- und Transportsystem“ soll diese Anforderungen erfüllen. Mit einer leicht handhabbaren Software sollen Materialabrufe und entsprechende Fahraufträge durch Scannen von Behälter-Labels ausgelöst werden können. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die durchgängige Verwendung von Single-Labels. Verifizierungs-Scans im Rahmen des Versorgungsprozesses helfen, Fehler zu vermeiden. Die im Rahmen einer lückenlosen Prozessunterstützung gewonnenen Daten dienen als Basis für ein transparentes, standardisiertes Prozess-Monitoring, auf dem gezielte Maßnahmen zur Prozessverbesserung aufsetzen können. Die ermittelten Kennzahlen (z.B. Durchlaufzeit) müssen auch Standortvergleiche zulassen. Es wird besonderer Wert darauf gelegt, dass die zu entwickelnden Mobilfunktionen anwenderfreundlich gestaltet und leicht erlernbar sind. Das erhöht die Flexibilität hinsichtlich wechselnden Personals, insbesondere bei Arbeitnehmerüberlassung. Heute notwendige, manuelle Schritte (z. B. Erstellung von Begleitpapieren) sollen so weit wie möglich entfallen, um mit ATS eine Verschlankung der Supply-Chain-Prozesse zu erreichen. Standardisierte, schlanke, leicht erlernbare Prozesse ermöglichen es, das neue Abruf- und Transportsystem schnell und effizient an vielen Schaeffler-Standorten ausrollen zu können. Nach einer kurzen Übergangszeit sollen die Mitarbeiter der Werke die Parametrisierung der Funktionen und die Schulung der Anwender eigenständig ausführen können. Die zu diesem Zweck benötigten, logistischen
Steuerungsparameter sollen auf der Basis von Bedarfswerten und Packmengen granular nach der Line-Back-Methode bestimmt werden.
>>> Kategorie Digitalisierung und Lean Management:
Elektronischer Lean-Berater der Westfalia-Automotive GmbH (Horizon Global) Umsetzung mit dem Dienstleister SALT Solutions AG
Die Herausforderung: Das Unternehmen hat einen internen Lean-Audit definiert, dem sich jeder identifizierte Wertstrom unterziehen muss. Ein wichtiger Gesichtspunkt dabei ist die beruhigte und geglättete Fertigung. Die zu entwickelte Systemlösung soll bei der Auswahl des geeigneten Produktionssteuerungssystems helfen und dabei die notwendigen Daten direkt im führenden SAP-System abgreifen. Nach einer qualifizierten Auswahl des Steuerungsverfahrens sollen die entsprechenden Parameter an SAP übergeben und der Prozess konfiguriert werden.
Die Lösung: Der elektronische Lean-Berater unterstützt die Experten der Fertigungsplanung über mehrere Stufen: von der marktorientierten ABC/XYZ-Analyse, über eine Bestandsoptimierung nach dem Marktbild und ein Abgleich der Kapazitäten bis zur Beruhigung der Fertigung. Der physische Prozess und die Abbildung im ERP-System stimmen überein (digitaler Prozesszwilling) und Verschwendungen im Prozess werden im System jederzeit mit aktuellen Daten sichtbar. Die Lean-Kennzahlen werden nach einer Standardvorgehensweise ermittelt und bilden die Basis für den KVP. Auch die Stammdatenqualität hat sich deutlich erhöht, da Änderungen im Prozess im System analog
gepflegt werden und die Auswirkungen sofort ersichtlich sind.
Informationen zum Veranstalter AKJ Automotive
Der Arbeitskreis AKJ Automotive (www.akjnet.de) beschäftigt sich seit seiner Gründung im Jahr 1985 mit Strategien und Lösungen für die Neuausrichtung und Optimierung der Kernprozesse und Lieferbeziehungen in der Automoil- und Zulieferindustrie. Er versteht sich als Plattform zum Austausch von Erfahrungen für die drei beteiligten Parteien in der automobilen Wertschöpfungskette (OEM, Lieferanten und Logistikdienstleister) und bietet den Rahmen zur offenen Diskussion aktueller Fragestellungen in der Zusammenarbeit
AKJ Automotive c/o FITT gGmbH
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