Thema: Die richtige Strategie für eine große Glücksspielreform im Rahmen des 3. Glücksspiel-Staatsvertrages. Anschließend tauschten sich zwei hochkarätige deutsche Politiker mit Shelley White, CEO oft The Responsible Gambling Council of Canada und Stella Dalton, Social Responsibility / Regulatory Affairs at RGA – The Remote Gambling Association darüber aus, wie eine Reform des Bettertainment-Marktes mit wettbewerbsfähigen und EU-konformen Rahmenbedingungen und insbesondere mit innovativen, sozialverträglichen Lösungen in Deutschland aussehen kann.
Sensburg: Dem Staat gehen hohe Steuereinnahmen verloren
Sensburg mahnte eine zügige und grundlegende Reform des Glücksspielmarktes in Deutschland an: „Ich bedauere, dass dies in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist. Durch den bevorstehenden Austritt von England aus der EU wird Deutschland der größte ‚Bettertainment‘* Markt. Wir können uns als Nation nicht leisten, dass dieser Markt unreguliert bleibt und sollten in Europa eine Vorbildfunktion übernehmen. Die Einnahmen der staatlichen Lotterien gehen seit Jahren kontinuierlich zurück. Immer mehr Menschen spielen stattdessen im unregulierten Markt. Der rechtliche Wildwuchs und das Fehlen einer gesamtschlüssigen Regulierung gefährden das Ziel der Spielsucht-Prävention. Außerdem gehen dem deutschen Staat hohe Steuereinnahmen verloren, auf die wir wegen dringend notwendiger Investitionen in die Zukunft unseres Landes nicht verzichten können. Ziel einer Regulierung ist die Gewährleistung eines effizienten Jugend-, Verbraucher- und Datenschutzes, die Generierung von Steuereinnahmen und die Trennung der seriösen Anbieter von den unseriösen Anbietern.“
Hoch: Staat hat Schutzauftrag und soziale Verantwortung
„Die Digitalisierung durchdringt inzwischen fast alle Lebensbereiche. Sie ist vornehmlich ein technischer Umbruch, der auch viele Vorteile bringt“, ergänzt Hoch. „Die Bundesländer stehen in der Pflicht, eine moderne und rechtssichere Lösung für die Glücksspiel-Regulierung auf den Weg zu bringen, die diesen neuen Anforderungen und Möglichkeiten Rechnung trägt. Die Schaffung legaler Märkte hat den Vorteil, dass negative Begleiterscheinungen wie das Entstehen von Glücksspiel- und Wettsucht besser bekämpft werden können. Der Staat hat hier eine soziale Verantwortung und muss durch eine grundlegende Regulierung seinem Schutzauftrag nachkommen. Man muss sich den Realitäten stellen, auch wenn sie nicht allen gefallen: Märkte, die die facto entstanden sind, müssen reguliert werden. Sonst bewegt man sich im Graubereich.“
Zilles: Britische Wohltätigkeits-Organisation Gamble Aware könnte Vorbild sein
Der DVTM-Vorstandsvorsitzende Renatus Zilles zeigte sich hochzufrieden mit dem Verlauf des Panels und den direkten Eindrücken von der ICE: „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein Bundestagsabgeordneter und der Chef einer Staatskanzlei, die zwei unterschiedlichen Parteien angehören, die Mühe machen und sich die Zeit nehmen, um sich vor Ort in London zu informieren und zu diskutieren. Die positiven Eindrücke von der ICE werden sicher auch in die politische Diskussion in der Zukunft einfließen. Der DVTM wird das Thema jedenfalls weiter vorantreiben und an einer konstruktiven Lösung, die Wirtschaft und Politik gemeinsam finden müssen, arbeiten. Die Stärkung der Prävention für die Behandlung von potentieller Spielsucht könnte zum Beispiel durch einen Fonds nach dem Vorbild der britischen Wohltätigkeits-Organisation Gamble Aware erfolgen. Hieran sind der Staat und die privaten Anbieter beteiligt. Wir müssen es schaffen, dass nun endlich eine konvergente Lösung gefunden wird und alle am Markt etablierten und nachgefragten Glücksspiele reguliert werden. Meiner Auffassung nach könnte der Bund von seinen Regulierungsbefugnissen Gebrauch machen, wenn die Bundesländer in naher Zukunft keine Regelung finden, die Basis für einen effizienten und nachhaltigen Jugend-, Verbraucher- und Datenschutz bildet.“
*„Bettertainment“ inkludiert insbesondere: Sportwetten, Poker & Casino und Online-Lotterien.
Es steht gleichzeitig auch für eine Konvergenz-Strategie entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit dem Ziel eines volkswirtschaftlichen Gesamtnutzens.
Der Deutsche Verband für Telekommunikation und Medien e.V. (DVTM) ist die zentrale Schnittstelle und unverzichtbarer Experte der an der Wertschöpfungskette Telekommunikation, Medien, Energie und "Bettertainment" beteiligten Unternehmen. Dazu gehören national und europaweit tätige Diensteanbieter, Netzwerk-, Service- und Internetprovider, Reseller, technische Dienstleister, Medien- und Verlagshäuser sowie Consulting- und Inkassounternehmen. Ziel des Verbandes ist es, im Einklang mit Verbrauchern, Politik und Wirtschaft einen zukunftsorientierten, innovativen und wettbewerbsfähigen Telekommunikations- und Medienmarkt zu schaffen.
Die circa 40 Mitglieder des Verbandes agieren freiwillig im Rahmen des Kodex Deutschland für Telekommunikation, Medien, Energie und "Bettertainment". Die von einem prominent besetzten Beirat begleitete Kodexkommission formuliert anerkannte Branchenstandards und befähigt dazu, den Markt aktiv mitzugestalten und stärkt damit das Prinzip der Selbstregulierung. Der DVTM ging aus dem bereits 1997 gegründeten Fachverband Freiwillige Selbstkontrolle Telefonmehrwertdienste (FST) hervor. Im Februar 2011 erfolgte die Umbenennung in DVTM.
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