Die Kunst liegt darin, einander nah und immer näher zu treten, ohne einander dabei jemals zu nahe zu treten. Dabei kann zu wenig Nähe kränken, während zu viel Nähe ebenfalls verletzten kann. Wie ist das rechte Maß zu finden und immer wieder neu und geschmeidig zu justieren? Und wie findet man angesichts eigener Bedürfnisse und denen des Anderen in intimer Nähe eine sanfte und nährende Balance?
Man wünscht sich Seelenberührung, spricht im Glücksfall von Seelenverwandtschaft und träumt von Seelenverschmelzung.
Wie kann solch ein heikler Tanz glücklich gelingen? Die Metapher des Tanzes zeigt: Es geht hier nicht um etwas Starres, sondern um einen Prozess im Flow. Jeder nächste Schritt, der dabei gelingt, fördert das Glücksgefühl.
Der Weg der Entdeckung
Eine andere Metapher zeigt einen anderen Aspekt: Man stelle sich mehrere ineinander verschachtelte und verdrehte Schalen mit jeweils nur einem oder zwei Durchlässen vor. Tritt man durch die äußere Tür ein, steht man vor einer Wand und muss erst einmal links oder rechts herum gehen, um die nächste Tür in der zweiten Schale zu finden. Wieder steht man dahinter vor einer Wand und muss die nächste Türe entdecken. So tastet man sich manchmal im Dunklen von Schale zu Schale vor, bis man schließlich im innersten Raum der Seele des anderen begegnet. Vielleicht findet man dort eine leuchtende kleine Seele vor, die schon sehnsüchtig darauf wartet erkannt und befreit zu werden, oder man trifft auf eine große leuchtende Seele, die mit ihrem Licht und Ihrer Wärme schon das ganze Labyrinth erleuchtet und gewärmt hat, und die den Besucher willkommen heißt und bei sich aufnimmt.
Der Beweis der Möglichkeit von Glück
Viele Menschen machen in einzelnen Begegnungen die Erfahrung von gelingendem Tanz und gelingender innig intimer Begegnung. Damit ist der Beweis der Möglichkeit von Glück gegeben.
Zerstörerischer Druck
Dabei oder danach entsteht oft der Wunsch nach garantiert gelingender jederzeitiger und dauerhafter Wiederholung solchen Glücks. Wenn das dann unter Zeitdruck wie „jetzt, jederzeit, sofort und immer wieder“ gerät, kann das zur Überforderung und Zerstörung von Beziehungen und Ihrer Grundlagen führen. Man kann die Freude über ein Geschenk nicht erzwingen, geschweige denn mit demselben Geschenk jeden Tag wieder erneut die gleiche Freude auslösen.
Raum für gelingende Beziehungen
Gelassenheit, Freiheit und Weite, sind vermutlich die besten Voraussetzungen, um echten Gefühlen und wachsender Liebe Raum zu geben. Und wie es die ineinander verschachtelten – und sich im wahren Leben ständig hin und her bewegenden Schalen zeigen: Es gibt keinen direkten und für immer festgelegten Weg, er muss jedes Mal wieder neu ertastet, erkundet und neu gefunden werden. Das aber ist mit entsprechender Empathie, Klarheit und Behutsamkeit möglich.
Garantie und Sicherheit
Wenn man einen solchen Weg schon zu einem anderen Menschen erfolgreich gegangen ist, darf man die Möglichkeit des erneuten Findens für real halten, und das kann einen ermutigen. Damit ist aber nichts garantiert. Absolute Sicherheit des Gelingens gibt es so wenig, wie es für keinen Tag eine Garantie gibt, ihn zu überleben. Aber vielleicht helfen für eine Beziehung ein paar Verabredungen, wie beispielsweise, sich immer wieder Zeit und Raum zu nehmen, um sich in Gelassenheit und Ruhe zueinander auf den Weg zu begeben, um einander wiederzufinden und einander wieder zu begegnen.
Selbstgenügsamkeit ist nicht die höchste Tugend
Ob es dabei als „Mangel“ auszulegen ist, wenn man vielleicht nicht die Selbstgenügsamkeit besitzt, die man oft erleuchteten Eremiten unterstellt? Darf man auch Sehnsucht nach solchen Seelenbegegnungen empfinden und sie als ein besonderes Glück erstreben? Hier soll der unter sich spirituell fortgeschritten fühlenden Menschen verbreiteten Vorstellung von Selbstgenügsamkeit als höchster Tugend ausdrücklich widersprochen werden. Nicht nur, weil der Autor sich trotz langjährigen Bemühens um Vollkommenheit noch immer nach Beziehung und Nähe sehnt, sondern auch, weil die Evolution uns Menschen von Natur aus nicht nur zur Paarung, sondern auch zur Gruppenbildung zusammenruft. Zu viele in Vollkommenheit allein vor sich hin leuchtende Eremiten würden die Evolution in eine Sackgasse führen. Ebenso die einsam streunenden Steppenwölfe, die nur hin und wieder im Vorübergehen ein paar armselige Duftwölkchen vom evolutionären Liebes- und Beziehungsglück schnuppern, und dann wieder verschwinden.
Jeder darf sich nach Liebe, Freundschaft und Gemeinschaft sehnen
Insofern darf sich jeder im Sinn der Evolution vollkommene Mensch durchaus auf gesunde und natürliche Weise legitimiert fühlen, sich nach Liebe und Freundschaft zu sehnen, Mit den richtigen Werkzeugen und Vorstellungen darf er dann auch auszuschwärmen, um Liebe, Freundschaft und Gemeinschaft als heilsame Geschenke des Lebens zu verschenken und zu empfangen.
Wenn man sich dann mit als passend empfundenen Partnern in weiten und vertrauten gemeinsamen Erfahrungsräumen und in guter und emphatischer Übung immer wieder begegnen, finden und zusammenfinden kann, dann ist das ein großes Glück und Gelingen.
Buch von Winfried Prost: „Freiraum für die Seele“ und: „Vertrauen und Verrat“
Winfried Prost ist Gründer und Leiter der Akademie für Ganzheitliche Führung und Coaching in Köln und Zürich.
Er hat in über 30 Jahren 49 Bücher verfasst, etwa 2000 Kommunikations-, Verhandlungs-, Führungs- und Selbstführungsseminare durchgeführt und zirka 18.500 Führungskräfte in Einzelcoachings beraten. Er arbeitet effizient sowie ziel- und lösungsorientiert und engagiert sich für eine gesunde Lifebalance seiner Gesprächspartner. Seit 2017 ist er in die Liste der TOP 100 Excellent Trainer Deutschland/Österreich/Schweiz aufgenommen.
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