Als Schwiegersohn oder Schwiegertochter ist man nicht nur von den Eltern des Partners, mit denen man ursprünglich eigentlich gar nicht gerechnet hatte, ausgeliefert, sondern noch viel mehr dem eigenen Partner, der sie nicht in die Schranken weist sondern zu Guter Letzt sogar noch verteidigt.
Wie soll man da sein eigenes Territorium noch schützen?
Ein Teil der Lösung klingt paradox:
Wir alle bestehen aus Vater und Mutter. Mit beiden haben wir uns zusätzlich in unserer Kindheit identifiziert. Wir sind seelisch mit ihnen verbunden und auf dieser Ebene lieben alle Kinder ihre Eltern. Auf dieser Ebene hat das vierte Gebot aus dem Alten Testament seine tiefere Bedeutung: „Gedenke, dass du Vater und Mutter ehrst, auf dass es dir wohl ergehe und du lange lebest.“
Unvermeidlich lehnen wir, wenn wir unsere Eltern ablehnen, immer zugleich auch einen Teil unserer eigenen Person ab. Der entsprechende Teil unserer Seele wird dadurch gefangen gesetzt oder abgespalten.
Auf deinen Partner bezogen bedeutet das: Immer wenn du seine Eltern kritisierst, stößt du einen Teil seiner Seele von dir weg.
Natürlich ist es verständlich, dass Eltern und Schwiegereltern andere Vorstellungen haben. Sie müssten damit aber nicht penetrant werden. Meistens merkt das auch irgendwann dein Partner und schimpft über sie. Das ist deine Gelegenheit: Für eure Beziehung und die ganze Familie ist es dann das Heilsamste, wenn du die Eltern Deines Partners in Schutz nimmst und um Verständnis für sie wirbst. In den meisten Fällen meinen sie es ja wirklich gut, auch wenn sie auf der Alltagsebene die Dinge und Umstände vielleicht falsch einschätzen.
Im Frieden mit sich selbst und miteinander
Damit erhält dein Partner die Legitimation, mit seinen Eltern innerlich in Frieden zu bleiben und Sie lieben zu dürfen. Weil du diesen inneren Frieden unterstützt, kann sich dein Partner entspannt dir zuwenden und dich dafür lieben, dass du ihn mit seinem ganzen (krummen) System annimmst.
Umgekehrt gilt das Gleiche natürlich auch für dich, je mehr du dich darum bemühst, Verständnis für deine eigenen Eltern zu haben, großzügig mit ihnen zu sein und in allem immer ihre guten Absichten herauszufiltern, kannst du auch mit dir selbst in größeren Frieden kommen und dadurch liebenswerter für andere sein.
Die Grenzen der Akzeptanz
In der Tat gibt es aber auch nicht akzeptable Übergriffigkeiten:
Eine alkoholkranke Schwiegermutter, die in der benachbarten Doppelhaushälfte wohnte, saß täglich bis 23:00 Uhr bei der jungen Familie in deren Wohnzimmer auf dem Sofa und schaute Fernsehen und ließ sich nicht vertreiben.
Nachdem das junge Paar das etwa drei Jahre mitgemacht hatte und sich darüber ständig stritt, ja sogar schon Scheidungsszenarien im Raum standen, beschlossen sie während einer gemeinsamen Coachingsitzung, dem ungebetenen Gast den Hausschlüssel abzunehmen und konsequent auf der Trennung der Haushalte zu bestehen.
Der erlösende Effekt erschreckte dann doch: Sechs Wochen später war die Schwiegermutter tot. Sie schien allerdings bisher zu ihrem eigenen Überleben der jungen Familie deren Lebensenergie abgesagt zu haben. Der jungen Familie ging es danach von Monat zu Monat besser und nach einem halben Jahr wurde die Frau zum zweiten Mal schwanger.
Der Schwiegervater, um dessen Gesundheit sich nach dem Tod seiner Frau das junge Paar Sorgen gemacht hatte, atmete ebenfalls auf, kaufte sich ein Wohnmobil und war mit seiner neuen Freundin glücklich durch Europa unterwegs.
Man mag diese Lösung zwar vielleicht nicht als gut, aber doch als angemessen einschätzen. Insbesondere wenn man überschaut, dass bereits Mutter und Großmutter der Schwiegermutter aufgrund unverarbeiteter Vertreibungs- und Missbrauchstraumata Alkoholiker gewesen waren und sich dieses Thema nicht so leicht im Gespräch auf dem Sofa hätte auflösen lassen. Im schlimmsten Fall hätte sie die Ehe ihrer Tochter durch ihr Verhalten ruiniert, und ihre Tochter ebenfalls unglücklich gemacht. In einem solchen Fall ist dann zum Selbstschutz eine drastische Trennung durch die Tochter gewiss legitim.
Wie man seine Eltern und Schwiegereltern vielleicht trotzdem lieben kann
Es gibt viele weitere böse und zerstörerische Übergriffe, die nicht zu akzeptieren sind, und wo im Notfall eine harte Grenze bis zur vollständigen Trennung und Polizeieinsatz gerechtfertigt sind, um sich oder andere zu schützen. Da sollte auch Null-Toleranz herrschen. Wie soll man nun aber mit solchen Eltern oder Schwiegereltern umgehen, die es eben nicht einmal gut gemeint haben?
Der Weg zu einer heilsamen Lösung kann oft daher führen, dass man sich den heiklen Elternteil in einem Alter vorstellt, in dem er noch „unschuldig“ war. Vielleicht mit fünf oder mit zehn Jahren. Wenn man dann hinzufügt, was diesem Kind geschehen ist, und was es so zerstört haben mag, kann man mit diesem Kind vermutlich Mitgefühl empfinden und es in seiner Not und Verzweiflung vielleicht sogar lieben. Wenn man die Anerkennung und Würdigung dieses Kindes, das später ein Elternteil geworden ist, innerlich vollzieht, dann hat man seine eigene Würde bzw. die seines Partner innerlich im Wesentlichen gerettet. Vielleicht kann man dem Kind sogar an einem Ort des historischen Geschehens ein paar Blumen hinstreuen und mit ihm und seiner Seele zu sprechen versuchen. Manchmal kann man dann sogar dem bösen Erwachsenen verzeihen.
Winfried Prost berät seit über 30 Jahren Familien und Paare und kann auch euch mit seiner Erfahrung unterstützen, wieder neue Wege zueinander zu finden.
Winfried Prost ist seit über 30 Jahren erfahrener Paar- und Familiencoach, Gründer und Leiter der Akademie für Ganzheitliche Führung und Coaching in Köln und Zürich. Er hat etwa 18.500 Coachings für Einzelpersonen oder Paare durchgeführt und arbeitet effizient sowie ziel- und lösungsorientiert. Dabei engagiert er sich für eine gesunde Lifebalance seiner Gesprächspartner. Seit 2017 ist er in die Liste der TOP 100 Excellent Trainer Deutschland/Österreich/Schweiz aufgenommen.
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