- Chinesischer Binnenmarkt kommt für den Maschinenbau wieder in Schwung
- Indien und Brasilien sind noch heftig getroffen
- VDMA-Umfrage unter Mitgliedern in wichtigen Auslandsmärkten
Die Corona-Pandemie hat in unterschiedlich starkem Maße auch die für den Maschinenbau wichtigen Absatzmärkte China, Indien und Brasilien getroffen. Laut einer aktuellen Umfrage unter VDMA-Mitgliedsfirmen in diesen Ländern sendet China inzwischen jedoch positive Signale, während die Krise in den beiden anderen Staaten noch anhält. „Die chinesische Wirtschaft springt wieder an, auch wenn sich die Lage dort noch nicht vollständig entspannt hat“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. Laut Umfrage schätzt ein Viertel der befragten Unternehmen in China die aktuelle Geschäftslage weiterhin als schlecht ein. „Aber es gibt auch positive Nachrichten: Immerhin 62 Prozent der befragten Mitglieder vor Ort qualifizieren ihre Geschäftslage als zufriedenstellend, die verbleibenden 13 Prozent schätzen die Situation sogar als gut ein“, fügt Wiechers hinzu.
Die aktuellen Auftragsbestände werden von 60 Prozent der Unternehmen in China als durchschnittlich beziehungsweise überdurchschnittlich angegeben. Die Stimmung unterscheidet sich in den einzelnen Fachzweigen des Maschinenbaus jedoch deutlich: Baumaschinenhersteller oder Komponentenhersteller für die Baumaschinenindustrie und die Elektrische Automation berichten von einer wesentlich besseren Geschäftssituation als beispielsweise Werkzeugmaschinenhersteller oder Kunststoff- und Gummimaschinenhersteller. „Ein Grund hierfür dürfte die starke Investitionsdynamik in der klassischen und digitalen Infrastruktur in China sein“, erläutert der VDMA-Chefvolkswirt.
Achillesferse der weiteren Erholung Chinas ist die ausländische Nachfrage: Die Mehrheit der befragten VDMA-Mitglieder vor Ort meldet unterdurchschnittliche Auftragsbestände aus dem Ausland, und erwartet zudem, dass die Bestellungen aus dem Ausland in den nächsten drei Monaten zurückgehen. Binnenmarktorientierte Maschinenbauer oder Maschinenbauer, deren Kunden primär den chinesischen Markt bedienen, dürften auf absehbare Zeit also besser abschneiden als exportorientierte Maschinenbauunternehmen. Aktuell beläuft sich die Exportquote für den Maschinenbau am Standort China laut VDMA Schätzung auf knapp 20 Prozent des Umsatzes.
Indische Binnennachfrage bereitet Sorgen
Die Umfrageergebnisse unter den VDMA-Mitgliedern in Indien fallen wesentlich schlechter aus als in China: 80 Prozent bewerten die gegenwärtige Geschäftslage als schlecht, und 45 Prozent gaben an, dass sich die Situation in den nächsten sechs Monaten sogar noch verschlechtern wird. In Indien sorgen sich viele Unternehmer – anders als in China – vor allem um die Binnennachfrage. Neben den nachfrageseitigen Störungen berichten viele Unternehmen von Reisebeschränkungen und Störungen in der Transportkette zwischen den indischen Bundesstaaten. „Bereits im vergangenen Jahr schrumpfte die Produktion im Maschinenbau am Standort Indien. Viele Unternehmen erhofften sich ein deutlich besseres Jahr 2020. Die Corona-Pandemie hat diese Hoffnung zerschlagen“, sagt Wiechers.
Mit Brasilien hat die Corona-Pandemie nun auch den für den deutschen Maschinenbau wichtigsten Absatzmarkt und Produktionsstandort in Lateinamerika voll erfasst. Mehr als die Hälfte der befragten brasilianischen VDMA-Mitglieder bewerten ihre Geschäftslage als schlecht. „Insbesondere die Nachfrageseite bereitet den Unternehmen Schwierigkeiten. Mehr als 40 Prozent der Firmen melden, dass Auftragseinbußen und Stornierungen einen starken Einfluss auf ihren Geschäftsbetrieb haben“, sagt Wiechers. Damit nicht genug: Knapp zwei Drittel der Unternehmen erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage in den nächsten 6 Monaten.
Der VDMA befragt im halbjährlichen Turnus seine Mitglieder zu den aktuellen Geschäftsentwicklungen in den BRIC-Staaten. Die erste Umfrage erfolgte im Frühjahr 2016. Die jüngste Umfrage wurde im Zeitraum 27. April bis 15. Mai 2020 durchgeführt.
Der VDMA vertritt rund 3300 deutsche und europäische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Industrie steht für Innovation, Exportorientierung, Mittelstand und beschäftigt rund vier Millionen Menschen in Europa, davon mehr als eine Million allein in Deutschland.
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