„Höheres Tempo für Einsatz von Wasserstoff nötig und machbar“

„Klimaschutz braucht Wasserstoff, modernen Anlagenbau und politische Klarheit. Diese Klarheit ist mit der Wasserstoffstrategie endlich absehbar“, beurteilt Matthias Zelinger, Klima- und Energiepolitischer Sprecher des VDMA, die anstehende Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) im Bundes­kabi­nett. „Der skizzierte Pfad ist richtig, das Tempo könnte aber durchaus höher sein. Insofern gibt es keinen Grund für Euphorie“, sagt er.

Denn schon heute sind die Maschinen- und Anlagenbauer in der Lage, jährlich 1 Gigawatt Elektrolyse­leistung bereitzustellen. Das nun vom Kabinett anvisierte Ziel, bis 2030 indust­rielle Produk­tions­anlagen mit 5 Gigawatt und bis 2035, spätestens aber bis 2040 insgesamt 10 Giga­watt Gesamtleistung aufzubauen, um so den Einsatz der Technologien im Industriemaßstab zu demonstrieren, erscheint daher wenig ambitioniert. „Das Zwischenziel von 5 Gigawatt können die Anlagenbauer bei richtig gesetzten Rahmen­bedingungen deutlich früher, nämlich schon zur Mitte des Jahrzehnts erreichen“, erklärt Dr. Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender der VDMA-AG Power-to-X for Applications. Dennoch sei der eingeschlagene Weg richtig. Es geht nun darum, zügig ein Marktdesign für Wasserstoff zu setzen und die Technologien schnellstmöglich industriell zu skalieren. Der Marktrahmen sollte keine Sektoren von der P2X-Nutzung, also der Umwand­lung von grünem Strom in andere Energieträger, ausschließen. „Die Nutzung der Technologie muss auf markt­wirtschaftlichen Prinzipien beruhen“, fordert Lauber. Im geplanten Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung wird mit Dr. Lauber, Vorsitzender des Vorstands von MAN Energy Solutions, eine von mehreren VDMA-Mitgliedsfirmen vertreten sein. Damit ist der Maschinen- und Anlagenbau in diesem wichtigen Gremium gut repräsentiert.

Außenwirtschaftliche Partnerschaften bringen Chancen
Große Chancen birgt nach VDMA-Einschätzung die Absicht, außenwirt­schaft­liche Partnerschaften aufzubauen mit Ländern, die dank ihrer geographischen Lage Wasserstoff effizient produzieren können. Dort sollen große Produktions­anlagen „made in Germany“ entstehen, von deren Betrieb beide Partner gleichermaßen profitieren können. Eine große Herausforderung bleibt es aber für die Wasserstofferzeugung im Heimatmarkt, ausreichende Mengen Strom aus erneuerbaren Energien bereit zu stellen. Deutschland ist bei deren Ausbau aufgrund politischer Inkonsequenz und komplizierten Planungsrechts zu langsam. Kooperationen innerhalb der EU sind zwar grundsätzlich positiv und gerade im Bereich der Offshore-Windenergie geboten, sie aber können nicht von der eigenen Verantwortung entlasten.

Positiv hervorzuheben ist die Absicht der Bundesregierung, die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (REDII) ambitioniert umzusetzen. Hierzu gehört aus Sicht der Industrie, den Erneuerbaren-Energien-Anteil im Verkehr auf 20 Prozent zu erhöhen. Wichtig ist zudem, dass Barrieren im Netzstrombezug abgebaut werden. Der VDMA appelliert an die Bundesregierung, sich auf EU-Ebene für die höchstmögliche Flexibilität bei der Auslegung der Kriterien im Rahmen der delegierten Rechtsakte einsetzen.

Brennstoffzellen stehen mit im Fokus
Zu den großen industriepolitischen Chancen gehört auch der Aufbau einer automatisierten Brennstoffzellen-Stack-Fertigung. Dass mit der NWS auch eine wettbewerbsfähige Fertigung im Bereich der Brennstoffzellen geschaffen werden soll, unterstützt der VDMA ausdrücklich. Der VDMA hat die Wasserstoff­wirtschaft antizipiert und mit der stark wachsenden Arbeitsgemeinschaft Power-to-X for Applications mit rund 100 führenden Technologieunternehmen eine wichtige horizontale, sektor­über­greifende Plattform gebildet, zudem mit der AG Brennstoffzellen den Bereich der Produktionstechnologien zur Industrialisierung der Brennstoffzellen­herstellung integriert. „Wir können der Wasserstoffwirtschaft Dampf machen, da der VDMA alle Technologien und Forschungsnetzwerke unter einem Dach vereint – Renewables, Verfahrenstechnik, Produktions­technik, Anwenderindustrien“, sagt Hartmut Rauen, Stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer.

Deutschland hat das erklärte Ziel, Ausrüster der Welt bei modernster Wasserstofftechnik zu werden. Um dies nun auch wirklich zu erreichen muss sichergestellt werden, dass das angekündigte Monitoring die im Aktionsplan dargestellten Maßnahmen aufmerksam begleitet und gegebenenfalls schnell nachjustiert wird. „P2X erleichtert die industriepolitische Transformation auf dem Weg in die Klimaneutralität. Gleichzeitig können die Verfahren durch ihre lange Wertschöpfungsketten einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie leisten. Deswegen ist es gut, dass mit der vorliegenden NWS und dem Konjunkturpaket der Wasserstoff als klima- und industriepolitisches Standbein nun endlich verankert wird“, resümiert Matthias Zelinger.

Über den VDMA, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.

Der VDMA vertritt rund 3300 deutsche und europäische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Industrie steht für Innovation, Exportorientierung, Mittelstand und beschäftigt rund vier Millionen Menschen in Europa, davon mehr als eine Million allein in Deutschland.

Die VDMA Arbeitsgemeinschaft "Power-to-X for Applications" ist die zentrale, branchenübergreifende Informations-, Kommunikations- und Kooperationsplattform für die P2X-Community. Sie bindet alle wichtigen Stakeholder und Akteure von der Entwicklung der Fertigungsverfahren über die Herstellung synthetischer Kraft- und Rohstoffe mittels Power-to-X-Technologien bis zum Endabnehmer ein. Mehr Information finden Sie auf https://p2x4a.vdma.org

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