Unterschiedliche Tiefe der Kundenbeziehung
Die strategische Neupositionierung reicht vom zuliefernden, spezialisierten Produzenten ausgewählter Banking-Services mit hoher Fertigungstiefe bis hin zur Vertriebsbank innerhalb eines digitalen Ökosystems. Der wesentliche Unterschied der beiden Strategien liegt in der Kundenbeziehung. Bietet das Institut als spezialisierter Produzent ausgewählter Banking-Services eigene Leistungen auf externen Plattformen an, liegt die primäre Beziehung zum Endkunden bei den Betreibern. Wenn die Bank dagegen selbst Initiator eine Open-Banking-Plattform ist, nutzen die Kunden Angebote von FinTechs und anderen Dienstleistern über die Plattform der Bank. Der direkte Kontakt zum Kunden hält, bleibt also beim Bankhaus.
Daten monetarisieren
Für klassische Institute bieten Open-Banking-Plattformen drei zentrale strategische Vorteile: So erhöht sich durch moderne und digitale Alltagsangebote die Kundenbindung. Gleichzeitig beschleunigt sich der Innovationszyklus, weil die Banken ihr eigenes Produkt- und Serviceangebot durch Kooperationen mit Drittanbietern schnell weiterentwickeln können. Und schließlich lässt sich die Schnittstellen- und Plattformnutzung durch Dritte monetarisieren. Open Banking schafft damit die Möglichkeit, datengetriebene Provisionserlöse als eigenes Geschäftsmodell zu etablieren. „Schließlich sind Daten das Öl des 21. Jahrhunderts – und Banken verfügen über eine ungemeine Menge dieses neuen Rohstoffs“, sagt Florian Hartmann, Senior Consultant bei der PPI AG und Projektleiter der Studie.
Paradigmenwechsel in der Finanzbranche
Mitentscheidend für den Erfolg einer Open-Banking-Strategie sind Drittanbieter wie FinTechs oder Nichtbanken. 48 Prozent der in die untersuchten Plattformen schon integrierten Banking-Module stammen von solchen Drittanbietern. Unter den noch nicht integrierten Modulen könnten Drittanbieter schon heute 57 Prozent anbinden. Noch offerieren die Module vor allem klassische Banking-Leistungen. Erste Ansätze darüber hinaus gibt es bereits, beispielsweise die digitale Steuererklärung oder den Versicherungsmanager. „Wir erleben derzeit einen Paradigmenwechsel in der Finanzbranche hin zum Beyond Banking, bei dem das bisherige Kerngeschäft zu einem Aspekt unter vielen wird“, sagt Guido Köhler, Manager im Bereich Digital Banking bei der PPI AG. „In Zukunft wird eine Vielzahl von branchenfremden Leistungen und Services folgen.“
Module für jede Lebenssituation
Die Zusammenarbeit mit Drittanbietern und deren Anbindung über Application Programming Interfaces (APIs) gibt Banken die Gelegenheit, Privat- und Firmenkunden viele neue, innovative Produkte und Dienstleistungen zu offerieren und in Geschäftsfelder anderer Branchen vorzudringen. „Die untersuchten Plattformen weisen hier bereits sehr hohe technische Standards auf“, sagt Florian Hartmann. Wichtig sei, dass die Interaktion mit den Kunden nicht erst mit dem Aufruf des Onlinebankings beginne. „Zukünftig müssen die Institute in jeder Lebenssituation über jeden erdenklichen Kanal Produkte und Services anbieten können. Open Banking schafft dafür die Basis. Banken sind als Plattformbetreiber prädestiniert“, so Hartmann. „Schließlich ist das wesentliche Gut der Banken nach wie vor das starke Vertrauen ihrer Kunden in die Integrität, Sicherheit und Diskretion des Instituts.“
Die Studie steht auf der Website der PPI AG kostenlos zum Download zur Verfügung: www.ppi.de/studie-open-banking
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