Francisco Rizzuto, Cargo Specialist Manager des internationalen Lufttransportverbandes IATA, betonte beim Forum Impfstofflogistik des Aircargo Club Deutschland die Wichtigkeit der Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure. Dies gelte sowohl für die Bereitstellung von Flugzeugkapazitäten als auch für den Aufbau von Infrastrukturen wie Pharmahubs, die entsprechend nach der IATA-Richtlinie für Pharmatransporte CEIV zertifiziert sein sollten, um eine lückenlose Kühlkette sicherzustellen. Um einen gerechten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen und anderen Hilfsgütern zu schaffen, unterstützt die IATA die COVAX Facility Initiative der UNICEF. Mehr als zehn führende Fluggesellschaften beteiligen sich an der humanitären Luftfracht-Initiative und decken damit mehr als 100 Länder ab. Die Initiative ist langfristig angelegt und soll auch bei anderen humanitären und Gesundheitskrisen helfen.
„Die Erfahrungen der letzten Monate zeigen, dass Luftfracht und Logistik bestens aufgestellt sind, um die Herausforderungen der globalen Impfstofflogistik zu meistern. Trotzdem gibt es noch immer viel zu tun, um gerade in abgelegenen Regionen oder strukturschwachen Ländern die Impfstoffverteilung voranzubringen und sicherzustellen, dass die sensiblen Produkte unbeschadet an ihr Ziel kommen. Gemeinsame Initiativen wie COVAX sind daher umso wichtiger“, ergänzt Prof. Dr. Christopher Stoller, Präsident des Aircargo Club Deutschland (ACD).
Auch Lufthansa Cargo beteiligt sich an der UNICEF-Impfstoffverteilung. Thorsten Braun, Senior Director Industry Development & Product Management bei Lufthansa Cargo, berichtete beim ACD-Forum, über Erfahrungen, die gesammelt wurden und nun bei der Impfstoffverteilung helfen. „Im vergangenen Jahr mussten wir schnell und flexibel auf den Wegfall der Belly-Kapazitäten reagieren, um die wichtigen medizinischen Güter und andere Frachtwaren schnellstmöglich und zuverlässig an ihr Ziel zu bringen. Dies und unsere jahrzehntelange Erfahrung im Transport von Pharma-Produkten tragen dazu bei, dass wir nun für die Impfstoffverteilung bestens gerüstet sind. Eine eigens eingerichtete Taskforce kümmert sich um die Vorbereitung der Transporte. Des Weiteren stehen wir im engen Austausch mit Partnern, Spediteuren und Pharmaunternehmen.“ Darüber hinaus hat Lufthansa Cargo das Angebot für den Transport von COVID-19-Impfstoffen erweitert. Neben der CEIV Pharma-Zertifizierung als Airline und der Zusammenarbeit mit CEIV-zertifizierten Systempartnern an derzeit 32 Netzwerkstationen, bietet der Frachtkranich mit COVID-19 Temp Premium ein Produkt an, um den Transport der Impfstoffe noch reibungsloser, schneller und sicherer zu gestalten.
Die große Herausforderung besteht jedoch darin, auch auf lokaler Ebene eine lückenlose Kühlkette sicherzustellen, damit die Impfstoffe wirksam bleiben. „Aufgrund der hohen Anforderungen an Qualität und Sicherheit, sind Impftransporte die Königsdisziplin in der Pharmalogistik“, sagt Thomas Schleife, geschäftsführender Gesellschafter von Transco Berlin Brandenburg. Straßentransporteure, die die fertigen Impfprodukte per LKW an Impfzentren, Arztpraxen oder andere Einrichtungen liefern stehen nicht nur vor der Herausforderung, die verschiedenen Temperaturen auf dem Fahrzeug, von -80 bis + 25 Grad, sicherzustellen. Hinzukommen fast täglich veränderte Anforderungen, die ein eigenes Transportmanagement sowie regelmäßige Trainings für die Fahrer unabdingbar machen. „Jeder noch so kleine Fehler kann dazu führen, dass die wertvollen Impfdosen unbrauchbar werden. Dank unseres eingespielten Mitarbeiterteams und stabiler Qualitätsprozesse sind wir jedoch in der Lage, die Aufträge erfolgreich abzuwickeln. Die Mitarbeiter haben ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Transporte entwickelt und wollen einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten“, betonte Schleife.
Zum Abschluss des Forums Impfstofflogistik, ging Andreas Fuchs, Rechtsanwalt der Kanzlei ARNECKE SIBETH DABELSTEIN, noch auf die Wichtigkeit der rechtlichen Rahmenbedingungen bei Pharmatransporten ein. Durch den hohen Produktwert und die Empfindlichkeit bestehe hier ein großes Haftungsrisiko. Aus diesem Grund bestehe die Notwendigkeit zu klaren vertraglichen Festlegungen zur Haftung/Haftungsbegrenzung, zur Verantwortungsabgrenzung und zu den operativ, technisch und qualitativen Rahmenbedingungen. Dadurch könnten von Anfang an Unklarheiten und Auseinandersetzungen zwischen Auftraggebern und Logistikdienstleistern vermieden und für beide Seiten geeignete Haftungsregelungen festgelegt werden.
Der Aircargo Club Deutschland (ACD) wurde 1963 als branchenbezogene Interessens- und Diskussionsplattform zur Förderung des Luftfrachtverkehrs gegründet. Die rund 250 Mitglieder sind leitende Unternehmensvertreter der Luftfrachtbranche mit deutschlandweiter oder internationaler Verantwortung. Sie repräsentieren eine Wachstumsbranche, die Menschen, Länder und Industrien verbindet und den freien Welthandel ermöglicht.
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