„Bisher lief alles rund. Was ist nur passiert“. Marthe, 35 Jahre, Fachärztin für Innere Medizin und Arbeitsmedizin, ist verunsichert. Sie blickt auf einen mühelosen Werdegang zurück. Schulzeit mehr oder weniger mit links gemeistert, das angeschlossene Medizinstudium inklusive Promotion sogar mit summa cum laude. Es folgen Stationen in der Klinik und später dann auch als Weiterbildungsassistentin Arbeitsmedizin in einem Konzern. Dort arbeitet sie noch heute. Ihr Tätigkeitsfeld macht ihr viel Spaß und nie hat je eine Entscheidung bereut.
Große Freude empfand sie und auch ein bisschen Stolz, als ihr die Leitungsposition für Arbeitsmedizin angeboten wurde. Das wollte sie immer machen. Ein Team führen und mehr Verantwortung tragen. Ihr Vorgänger verließ das Unternehmen und der Posten wurde frei.
Und plötzlich ist alles anders. Sie hat das Gefühl, niemandem gerecht zu werden. Es geht nur um Kennzahlen und darum, wie der Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement in Unternehmen strategisch ausgebaut werden sollte. Tagtäglich sitzt sie über Excel-Tabellen und brütet darüber, wie sie die notwendigen Budgets bei der Geschäftsleitung durchsetzen kann. Hinzukommen die immer schärfer werdenden Diskussionen mit dem Produktionsleiter, der über einen dauerhaft hohen Krankheitsstand in seinem Bereich schimpft. Diese Situation erfordert den Einsatz von Leiharbeitern über eine Zeitarbeitsfirma, was wiederum sein Budget zusätzlich stark belastet. Seine Erwartungen an Marthe, den Krankheitsstand kurz- und mittelfristig drastisch zu reduzieren, lasten enorm auf ihren Schultern.
Nicht zu vergessen dieser unsägliche, nie enden wollende Konflikt zwischen den beiden Mitarbeiter*innen über die Frischluftzufuhr. Im täglichen Kampf ging es um aus ihrer Sicht nichts Geringeres als „Fenster auf oder Fenster zu“. Zunächst hatte sie versucht, mittels einer klaren Ansage eine schnelle Lösung herbeizuführen, was keineswegs zu einer Entspannung der Situation beitrug. Im Gegenteil, die Stimmung im Team ist seitdem reichlich unterkühlt, womit Marthe nur schwer klarkommt. Ganz abgesehen davon, dass sie zeitnah eine Entscheidung treffen muss, wer von den beiden befördert werden soll, was die Stimmung im Zweifel nicht besser werden lassen wird. Marthe nimmt all diese Themen mit nach Hause und kann schlecht abschalten. Seit einiger Zeit leidet sie sogar über Schlafstörungen.
“Diese Art von Erlebnissen sind nicht unüblich für junge Führungskräfte”, bescheinigt Guido Lysk, Karriereberater und Experte für Arbeitsmedizin. Sich für den Weg in eine Führungsposition zu entscheiden, verändert nicht nur den Titel oder das Gehalt. Es heißt auch, sich größtenteils von der Kollegialität verabschieden zu müssen und die Führungsrolle für sich einzunehmen. Diese Rolle ausfüllen zu können erfordert eine entsprechende Haltung und besondere Fähigkeiten wie Kommunikationsstärke, Empathie empfinden oder auch Konflikte aufzudecken und zu lösen. Passieren mir Fehler, muss ich in der Lage sein, mich und mein Handeln ehrlich und offen zu reflektieren. Nur das hilft mir zu erkennen, was ich nicht bedacht habe und zukünftig verbessern sollte.
Strategische Themen nehmen großen Raum ein
In der Regel verändern sich auch die Aufgabengebiete weg vom Tagesgeschäft hin zu strategischen Themen. Wohin soll die Reise in Zukunft gehen? Welche Ziele sollen erreicht werden? Das betrifft sowohl den Arbeitsbereich als auch die Mitarbeiter*innen.
Zudem muss ich als Führungskraft in der Lage sein, komplexe Sachverhalte strukturieren zu können und in ein verständliches System zu bringen. Fehlen mir dafür wichtige Hintergründe, darf ich mich nicht davor scheuen, notwendige Fragen zu stellen. Das gilt auch in Konfliktsituationen, die ich nur richtig beurteilen kann, wenn ich den gesamten Kontext kenne und verstehe.
Diese Dinge lerne ich im Laufe der Jahre, manchmal aber auch schon in der Vorbereitung, wenn Unternehmen Personalentwicklungsprogramme über externe Dienstleister*innen anbieten.
Denn eins ist klar: Führung kann man lernen
Klar ist aber auch, dass nicht jeder in dieser Rolle und Position glücklich wird. Karriere heißt nicht nur nach oben zu klettern und damit den hierarchisch aufsteigenden Weg zu wählen. Karriere heißt auch, sich in bestimmten Feldern zu spezialisieren und weiterzuentwickeln. Das wäre dann die Fachkarriere zum Beispiel im Bereich der Chemie und Gefahrenstoffe. Die Sicherheits- und Gesundheitsaspekte sind hier anders gelagert als in einem Logistik-Konzern. Im Zuge einer Fachkarriere können sich Arbeitsmediziner*innen hier spezialisieren und zu echten Expert*innen entwickeln.
Sich selbst zu kennen ist elementar
Ich empfehle an dieser Stelle immer erst einmal in sich selbst hineinzuschauen. Erst wenn ich die Taschenlampe nach innen ausrichte und erkenne, wie ich bin und was ich brauche, verstehe ich, wohin mein Weg mich führen sollte. Was für ein Typ bin ich wirklich? Was treibt mich an? Aus welcher Motivation heraus tue ich Dinge und was fällt mir eher leicht oder schwer? Denn wichtig ist die eigene Arbeitszufriedenheit. Das sollte immer das Ziel sein: Mir geht es gut, ich habe Freude an meiner Arbeit und ich werde gebraucht. Dann fühle ich mich weder dauerhaft überfordert noch spüre ich großen Druck. Ganz im Gegenteil, ich freue mich über neue Herausforderungen, die ich selbstbewusst meistern werde.
Das schaffe ich in dem Moment, wenn mein Inneres (was fühle ich) mit dem Äußeren (was veranstalte ich) übereinstimmt und im Gleichgewicht steht. Dabei bleibe ich authentisch und fühle mich weitestgehend wohl in meinem Tätigkeitsfeld mit allen äußeren Einflüssen. Extrem wichtig ist dabei das innere Gefühl. Das muss stimmen. Denn nach außen hin kann ich Fassaden aufbauen und bestimmte Rollen spielen. Das ist manchmal gefordert und auch nicht grundsätzlich falsch. Aber wenn diese nicht dauerhaft mit meiner inneren Haltung korrespondiert, kann ich extern vorspielen, was ich will – irgendwann frisst es mich auf.
Genau das ist im Fall von Marthe eingetreten. Aus ihrer inneren Position heraus möchte sie eigentlich “nur” ihren Job machen. Den sie darin sieht, für eine möglichst hohe Gesundheitsquote im Betrieb zu sorgen. Darunter versteht sie, Krankheiten frühzeitig zu erkennen, aber lieber noch vorzubeugen. Jegliche Konflikte innerhalb oder auch außerhalb ihres Teams stellen für sie eine enorme Belastung dar. Sie tendiert dazu, es allen recht machen zu wollen, was natürlich in einer Führungsposition schwerlich möglich ist.
Fazit:
Karriere ist nicht allein das Erreichen der höchstmöglichen Stufe im beruflichen Kontext. Natürlich kann sie auch das sein. Aber ein viel wichtiger Punkt bei der Karriere ist das persönliche Wohlbefinden und Lebensglück. Stimmen das innere Gefühl und die Aufgabenstellung samt Umfeld überein, ist es das größte, was ich in der Karriere erreichen kann.
Die Guido Lysk Karriere- und Managementberatung GmbH (GLK) mit Sitz in Hamburg wurde 2005 von Guido Lysk gegründet. GLK ist eine spezialisierte Personalberatung im Bereich Health, Safety & Environment (HSE), die ausschließlich Arbeits- und Betriebsmediziner sowie leitende Fachkräfte im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz berät und vermittelt.
Weitere Infos unter www.safetyatwork.de oder auch www.docatwork.de
Guido Lysk Karriere- und Managementberatung GmbH
Neuer Wall 50
20354 Hamburg
Telefon: +49 (40) 28467383-0
Telefax: +49 (40) 28467383-9
http://www.docatwork.de
Telefon: +49 (172) 4243-918
E-Mail: renatus@platypus-marketing.de