Über 90 Prozent der Unternehmen sind von Lieferengpässen bei Rohstoffen, Vorprodukten oder Waren betroffen sowie von Preissteigerungen, die aus den Lieferschwierigkeiten resultieren. Knapp zwei Drittel der Unternehmen verzeichnen einen Preisanstieg „in erheblichem Umfang“, wobei die Industrie davon am stärksten betroffen ist (81 Prozent). Die Folgen, über die die Unternehmen quer durch alle Branchen berichten, sind sinkende Erträge, steigende Kosten und längere Wartezeiten bis hin zum Produktionsstopp. So können rund 40 Prozent der Industriebetriebe in Nord-Westfalen bestehende Aufträge nicht abarbeiten oder müssen die Produktion drosseln.
Ein schnelles Ende der Situation ist nicht in Sicht: Mehr als die Hälfte der Betriebe (57 Prozent) rechnet mit einer besseren Versorgung erst in der zweiten Jahreshälfte oder gar erst im nächsten Jahr. Nur eine Minderheit erwartet eine Entspannung in den nächsten drei Monaten. Im Ranking der größten Konjunkturrisiken legen die „Energie- und Rohstoffpreise“ dementsprechend noch einmal kräftig zu. Mit 65 Punkten liegen sie nun fast gleichauf mit dem „Fachkräftemangel“ (69 Punkte), der über alle Branchen hinweg aber weiter als größtes Wachstumshemmnis bewertet wird.
Nichtsdestotrotz: Gemessen an den Problemen präsentiert sich die regionale Wirtschaft derzeit insgesamt „in vergleichsweise guter Verfassung“, so Jaeckel. Denn weiterhin bewertet fast die Hälfte der Unternehmen (45,4 Prozent) die eigene Geschäftslage als gut, weniger als jedes zehnte Unternehmen bezeichnet sie als schlecht. „Der Saldo aus positiven und negativen Nennungen ist gegenüber der Vorumfrage zwar leicht zurückgegangen, befindet sich aber zum zweiten Mal hintereinander auf einem ähnlich hohen Niveau wie vor der Corona-Krise“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer. Viele Unternehmen hätten offenbar Anpassungsstrategien an die „neue Normalität“ unter Corona entwickelt.
Die Erwartungen an die nächsten Monate hat ein Teil der Unternehmen allerdings heruntergeschraubt. Der Anteil der Betriebe, die schon bald mit einer besseren Geschäftslage rechnen, ist auf 22 Prozent gesunken (minus sechs Punkte). Zwei Drittel gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, fast 13 Prozent von einer Verschlechterung.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die derzeitige Geschäftslage und die Zukunftserwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, ist entsprechend auf 122 Punkte gesunken (minus sechs). Er liegt damit aber weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt von 114 Punkten und weit entfernt von seinem Tiefststand während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 (74 Punkte).
Somit bleibt die Nachfrage nach Personal hoch. Mehr als jedes vierte Unternehmen will expandieren (28 Prozent). Auch bei den betrieblichen Investitionen „bestätigen die Unternehmen erneut das erfreuliche Ergebnis der vorherigen Umfrage“, berichtet der IHK-Hauptgeschäftsführer: „Die längere Zurückhaltung wurde aufgegeben, die Investitionsneigung ist spürbar gestiegen, insbesondere im Mittelstand.“ 35 Prozent der Unternehmen planen jetzt mit höheren Ausgaben am heimischen Standort in den nächsten Monaten, in der Industrie sind es sogar mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent).
Internet-Tipp:
Kompletter IHK-Konjunkturbericht: www.ihk-nw.de/konjunktur
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Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen
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