Wie kommt die Schutzschicht schneller und besser auf die Bremsscheibe? Wie bleibt sie länger drauf? „Die Lösung sind intelligente Beschichtungen, wie wir sie mit unserer Anlage AM Coating aufbringen können“, so Dr. Géza Koscsák. Seit Oktober neuer Head of Additive Manufacturing der CHIRON Group, war er in seiner vorherigen Position als Leiter Vorentwicklung maßgeblich an der Entwicklung der neuen Anlage und der Entscheidung für das Verfahren Hochgeschwindigkeits-Auftragschweißen beteiligt.
Innovativ und produktiv: das Verfahren
Beim Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen legen die Pulverpartikel bis zum Auftrag einen längeren Weg als bei konventionellen LMD-Verfahren zurück. So können sie mehr Energie absorbieren und schmelzen bereits im Laserstrahl, was eine deutlich höhere Beschichtungsgeschwindigkeit erlaubt. Auch gegenüber thermischem Beschichten mit Hochgeschwindigkeitsflammspritzen ist das Verfahren klar im Vorteil: Das Vorbehandeln der Bremsscheiben fällt weg, der Prozess ist deutlich kürzer.
Die höhere Geschwindigkeit und der kürzere Prozess sind zwei Argumente, mit denen AM Coating laut Dr. Koscsák im Hinblick auf die künftige Norm Euro 7 punktet: „Wenn die Norm kommt – und sie kommt mit Sicherheit – dann muss, allein für die europäischen Fahrzeugmarken, ein Produktionsvolumen von 10 Mio. Bremsscheiben pro Jahr bewältigt werden. Bei einer Taktzeit der klassischen Bremsscheiben von rund 30 Sekunden pro Scheibe ist klar, dass der Beschichtungsprozess damit mithalten muss.“
Marktgerecht: AM Coating in zwei Versionen verfügbar
Explizit ausgelegt auf die Serienfertigung ist AM Coating TWIN. Die Anlage arbeitet mit zwei Lasern für das front- und rückseitige Beschichten, die Übergabe der Bremsscheiben erfolgt vollautomatisch. Wer parallel zur Serienproduktion oder im Vorfeld Materialien und Materialkombinationen testen, den Auftragsprozess entwickeln oder Kleinserien fertigen will, für den ist AM Coating SINGLE ideal. Auf Wunsch leistet das Expertenteam der CHIRON Group Unterstützung bei der Prozessentwicklung. Entweder beim Kunden oder in Tuttlingen. „Hier können wir“, skizziert Dr. Koscsák ein mögliches Szenario, „eine Grundmaschine installieren, an der die Fachkräfte des Kunden den Prozess kennenlernen, Tests fahren und mit uns zusammen die Parameter serienreif ausgestalten. Oder, für einen durchgängigen und noch produktiveren Prozess, eine Schleifmaschine einbinden und beide Anlagen perfekt aufeinander abstimmen.“
Stoffschlüssiger Auftrag in bester Qualität
Klar, dass Produktivität allein nicht genügt – auch die Qualität der Beschichtungen muss stimmen. Wie steht es um Rissbildungen, um die Haltbarkeit? Dazu Projektmanager Ernest Frombach: „Mittels Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen erzielen wir eine verbesserte Haftung durch stoffschlüssige Verbindung. Zudem ist die Schichtstärke geringer, sie liegt im Bereich von Zehntel Millimetern. Dadurch wird viel weniger Material verbraucht und wir erreichen dank unseres Pulvermanagements einen hohen Nutzungsgrad des Pulvers. Puffer- und Hartstoffschicht werden direkt nacheinander aufgebracht. Mit dem Aufbringen der ersten Schicht ist die Bremsscheibe sozusagen temperiert, wir erzielen Bremsscheibe für Bremsscheibe konstant beste Auftragsqualität ohne Poren- oder Rissbildung.“
Neben AM Coating ist auf der Formnext auch der AM Cube im digitalen Showroom zu erleben. Hier wollen die Expert:innen nicht nur über Funktionsweise und Vorteile des 3D-Metalldruckers informieren, sondern mit der AM-Community in den Fachdialog einsteigen und über neue Anwendungsfelder und Einsatzmöglichkeiten für das Multitalent sprechen.
Zudem stellt das Team zwei digitale Systeme vor, mit denen sich der Auftragsvorgang sowohl beim AM Cube als auch bei AM Coating analysieren und gezielt optimieren lässt. Via DataLine AM werden relevante Prozessdaten kontinuierlich live dargestellt, aufgezeichnet und dokumentiert. Produkt- und Prozessqualität lassen sich so sicher beurteilen. VisioLine AM visualisiert und speichert Videodateien, die über mehrere Kamerasysteme erfasst werden und erlaubt so ein systematisches Prozessmonitoring.
Die CHIRON Group mit Hauptsitz in Tuttlingen ist Spezialist für CNC-gesteuerte, vertikale Fräs- und Fräs-Dreh-Bearbeitungszentren sowie Turnkey- und Automationslösungen. Umfassende Services, digitale Lösungen und Produkte für die Additive Fertigung komplettieren das Portfolio. Die Gruppe ist mit Produktions- und Entwicklungsstandorten, Vertriebs- und Serviceniederlassungen sowie Handelsvertretungen weltweit präsent. Rund zwei Drittel der verkauften Maschinen und Lösungen werden exportiert. Wesentliche Anwenderbranchen sind die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die Medizin- und Präzisionstechnik, die Luft- und Raumfahrt sowie die Werkzeugherstellung.
Die CHIRON Group führt die Marken CHIRON, STAMA und FACTORY5 für Neumaschinen, GREIDENWEIS für Automation, CMS für Maschinenüberholungen sowie HSTEC für Motorspindeln und Vorrichtungen. Die Bearbeitungszentren von CHIRON stehen dabei für höchste Dynamik und Präzision. STAMA fokussiert Stabilität und Komplettbearbeitung, FACTORY5 konzentriert sich auf die Hochgeschwindigkeitszerspanung mikrotechnischer Komponenten. GREIDENWEIS ist Systempartner für individuelle, ganzheitliche Automationslösungen, CMS bietet komplett überholte Maschinen der Gruppe an. HSTEC ist spezialisiert auf die Entwicklung, Fertigung und Reparatur von Hochgeschwindigkeits-Motorspindeln und Vorrichtungen. Produkte und Lösungen für die Additive Fertigung ergänzen die Kernkompetenzen der CHIRON Group.
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