Resilienz und Nachhaltigkeit in der Lieferkette sowie Procurement Citizenship sind die neuen Kernaufgaben des Einkaufs. Sie stehen auf der Agenda der Unternehmen gegenwärtig ganz oben. Die Digitalisierung und Automatisierung aller Glieder der Supply Chain sind dabei der Schlüssel zur erfolgreichen Transformation des Einkaufs vom bloßen Krisenmanager hin zum einflussreichen Werttreiber. Erfolgreiches Procurement Citizenship verlangt von ihm, künftig mehr Verantwortung zu übernehmen. Das sind zentrale Ergebnisse des 58. BME-Symposiums Einkauf und Logistik, das am Freitag (20. Oktober) nach dreitägiger Dauer zu Ende gegangen ist.
Die größte Netzwerkveranstaltung des BME stand in diesem Jahr unter dem Motto #PRO:CONNECT23. Damit signalisiert der Verband – gerade in Krisenzeiten – die besondere Bedeutung des persönlichen Austauschs und der Vernetzung. Auf dem Fachkongress diskutierten rund 1.300 Beschaffungsprofis über die gegenwärtigen und zukünftigen Einkaufsstrategien in einer sich dramatisch verändernden globalen Geschäftswelt.
In den täglichen Plenen, interaktiven Workshop-Formaten und themenbezogenen Chat-Foren sowie den Statements der Referent:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wurde einmal mehr deutlich: Im Einkauf findet derzeit eine technologische Revolution statt. KI und andere Zukunftstechnologien haben schon jetzt große Auswirkungen auf die Beschaffungsprozesse. Ihre Bedeutung wird in den nächsten Jahren weiterwachsen – auch darin waren sich die meisten Teilnehmenden des diesjährigen Symposiums einig. Klar wurde in diesem Zusammenhang auch: Das Datenmanagement spielt in der Beschaffung künftig eine zentrale Rolle.
Auf den Einkauf warten aber noch weitere Herausforderungen, wie an den drei Kongresstagen in der Bundeshauptstadt deutlich wurde. So müssen von ihm Nachhaltigkeit und Ethik unter einen Hut gebracht werden: Um erfolgreich zu sein, sollte der Einkauf zudem im Rahmen seiner künftigen Beschaffungsaktivitäten weitaus stärker als bisher Umwelt- und ethische Aspekte, aber auch eine damit verbundene neue Leadership-Kultur berücksichtigen.
Die Energiewende war zu Beginn des Nachmittagsplenums am zweiten Kongresstag das zentrale Thema. „Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien, wenn wir sie vernetzt und ganzheitlich verstehen. Mit unserer Strategie 2025 haben wir uns darauf ausgerichtet, die globale Energiewende aktiv mitzugestalten – als nachhaltiges Energiewende-Unternehmen und starke Marke sowie mit kundenzentrierten Lösungen in jedem Segment“, sagte Dr. Jürgen Reinert, CEO der SMA Solar Technology AG.
Ebenfalls diskutiert wurde das seit 01.01.2023 geltende Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). In verschiedenen Fachforen wurde deutlich, dass die Verantwortung entlang der Lieferketten für Einkauf, Logistik und Supply Chain immer mehr zur Pflichtaufgabe wird. Es kam auch zur Sprache, dass die mit dem LkSG verbundenen To-dos für die betroffenen Firmen weit über die deutschen Landesgrenzen hinausgehen. Letztlich gehe es darum, sich zu den international anerkannten Werten und Prinzipien zu bekennen.
Last but not least drehte sich in vielen Statements alles um die Rolle des Einkaufs bei der Digitalisierung und Automatisierung seiner Beschaffungsprozesse. Digitalisierung werde zu oft als IT-Projekt gedacht, war beispielsweise von einem Sprecher der Burda Procurement GmbH zu hören.
Highlight des Abschlussplenums des diesjährigen Symposiums Einkauf und Logistik in Berlin war am Donnerstag das unter dem Motto „Sieg und Niederlage“ geführte Interview von TV-Moderator Jörg Wontorra mit Boris Becker. Der erste deutsche Wimbledon-Sieger setzte sich dabei kritisch mit seinen Siegen und Niederlagen auf und abseits des Tennisplatzes auseinander. Er kenne heute seine Grenzen. Gleichzeitig weiß er, was er kann und was nicht, sagte die heute 55-jährige Leimer Tennis-Legende.
Für die anwesenden Einkäufer im Saal hatte der prominente Vater von vier Kindern einige Tipps parat. Boris Becker: „Egal ob im Sport oder in der Wirtschaft – Dinge sollte man gut machen, sein Bestes geben.“ Der Tennissport unterscheide sich nicht wesentlich von einem Konzern. Wie der CEO eines Unternehmens müsse auch der Tennisspieler Einzelentscheidungen treffen. Gleichzeitig bedarf es aber auch einer funktionierenden Mannschaft. Ohne diese Teamfähigkeit gebe es keinen Erfolg. Jeder mache Fehler – ob in der Wirtschaft oder im Sport. Wichtig sei aber, aus zuvor getroffenen falschen Entscheidungen zu lernen.
Save the Date: Das 59. Symposium Einkauf und Logistik findet vom 13. bis 15. November 2024 wieder in der STATION-Berlin statt.
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