„Neben der Paletten- und Kistenproduktion werden Dienstleistungen für Industriekunden, so das fachgerechte Verpacken vor Ort, für viele in der Branche, auch für uns als Unternehmen, immer wichtiger“, erklärte Gabriele Köstner, Geschäftsführerin der Müller-Zeiner Industrieverpackungen GmbH bei der feierlichen Eröffnung der Anlage vor Gästen aus Unternehmen, Politik und Verwaltung. „Wir haben am Standort Schenkendorf hier in Mittenwalde für die Erweiterung insgesamt rund 4,5 Millionen Euro investiert“, erklärte Köstner. Gleichzeitig zeigte sie am Beispiel teils langwieriger Genehmigungsverfahren die Notwendigkeit von Bürokratieabbau in Deutschland auf. „Als Unternehmerinnen und Unternehmer benötigen wir Unterstützung. Sonst werden Industrie und insbesondere der Mittelstand aus Deutschland vertrieben“, warnte Köstner. Der aus Franken stammende Familienbetrieb Müller-Zeiner ist seit 1956 in Berlin ansässig, seit 1994 produziert er zudem am Standort Schenkendorf in Mittenwalde. Hergestellt werden in Mittenwalde Europaletten und Sonderpaletten. Mit der neuen Halle werden nun die Kapazitäten für Verpackungsdienstleistungen stark ausgeweitet. Die Energieversorgung erfolgt in der dafür geschaffenen neuen Halle fast komplett über erneuerbare Energien, u.a. durch eine Solaranlage mit einer Leistung von 106 KW Peak.
Die Bundestagsabgeordnete Jana Schimke (CDU) sprach bei der Eröffnungsfeier von einem Vertrauensbeweis für den Standort. „Unsere Aufgabe sollte es sein, Unternehmen die besten Rahmenbedingungen zu bieten“, mahnte Schimke, zu deren Wahlkreis der Standort Schenkendorf von Müller-Zeiner gehört. Das Unternehmen beschäftigt an seinen vier Standorten in der Hauptstadtregion mehr als 140 Mitarbeiter. „Wir müssen Unternehmen wieder in die Lage versetzen, mehr zu investieren“, sagte Schimke.
Ähnlich äußerte sich die CDU-Europaabgeordnete Hildegard Bentelein einem Video-Grußwort. Die geopolitische Lage und verschärfter globaler Wettbewerb hätten Konsequenzen für die Lieferketten. Doch bleibe der Mittelstand „unser Rückgrat“. Vor diesem Hintergrund betonte sie, dass man im Ringen um die EU-Verordnung zu Verpackungen und Verpackungsabfällen (PPWR) die Debatte aus der Ideologie in die Realität zurückgeholt und Holz als nachhaltige Verpackung eingestuft habe. „Wir sehen auch künftig einen festen Platz für Holz im Verpackungssektor“, betonte die Abgeordnete des Europaparlaments, wo die Plenums-Abstimmung zu PPWR kürzlich auf Drängen ihrer Fraktion, der Europäischen Volkspartei (EVP), zahlreiche Änderungen am PPWR-Entwurf ergeben hatte. Nach der Positionierung des Rates der Mitgliedstaaten wird danach die Verständigung der EU-Institutionen erwartet.
Ökobilanz als Maßstab heranziehen
HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschnerging detaillierter auf die PPWR-Gesetzgebung ein, deren Zielsetzung „Reduzieren, vermeiden, wiederverwenden“ er im Grundsatz begrüßt. Hart ins Gericht ging er aber mit den ursprünglichen Plänen von Kommission und Umweltausschuss des Europaparlaments. Der Umweltausschuss konzipierte mit seinem strengen geschlossenen Produkt-Kreislauf des „High Quality Recycling“, ein System, das für Holz und viele andere Werkstoffe nicht umsetzbar sei. Ein Materialkreislauf mit Offenheit für die Verwendung des recycelten Materials stelle kein Problem dar. Aus Brettern könne man im Recycling tolle Spanplatten machen, aber keine Bretter mehr, so Kirschner. Glücklicherweise sprachen sich das Europaparlament als auch das letzte Kompromissvorschlagspapier der spanischen Ratspräsidentschaft gegen die Pläne des Umweltausschusses aus. Insgesamt ignoriere der Kommissions-Entwurf die Vorteile des nachwachsenden Rohstoffes Holz.
Kirschner mahnte, für die Qualität einer Verpackung die tatsächliche Ökobilanz heranzuziehen. „Hier schneiden Holzverpackungen als mobile Kohlenstoffspeicher hervorragend ab“, betonte der HPE-Geschäftsführer. Im Übrigen sei nicht jede Einwegverpackung schlecht, vielmehr hätten diese oft eine bessere Ökobilanz als Mehrwegverpackungen. „Wir können am Ende hoffentlich im Materialkreislauf bleiben", betonte Kirschner mit Blick auf den aktuellen Stand der PPWR-Verhandlungen, die der Branche aber dennoch eine Menge neue Vorgaben und damit viele neue Dokumentationspflichten bescheren könnten. „Wir brauchen schlanke Regelungen, die Mittelständler nicht erschlagen“, mahnte Kirschner. In einer wirtschaftlich und politisch schwierigen Großwetterlage beglückwünschte er das Unternehmen Müller-Zeiner zur gelungenen Zukunftsinvestition und dem Bekenntnis zum Standort Deutschland.
Übrigens: Am 17. Januar 2024 ist Gabriele Köstner eine der Podiumsdiskutanten beim Runden Tisch Holzmarkt der Plattform Forst und Holz.
Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. feierte 2019 sein 150-jähriges Bestehen. Er ist ein Fachverband mit mehr als 420 überwiegend inhabergeführten Unternehmen aus allen Bereichen der Holzpackmittelindustrie, die etwa 80 % des Branchenumsatzes von rund 2,3 Mrd. Euro repräsentieren. Die Mitglieder des HPE sind Anbieter von Paletten, Packmitteln, Kabeltrommeln, Steigen und Spankörben aus Holz sowie Dienstleister aus den Bereichen Verpacken, Containerstau und Logistik. Damit leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung, zum Funktionieren der Wirtschaft und Logistikketten sowie der kritischen Infrastrukturen. Der hochgerechnete Holzbedarf der Branche liegt – inklusive der Kleinbetriebe unter 20 Mitarbeitern – bei rund sechs Mio. Kubikmetern. Weitere Informationen unter www.hpe.de
Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V.
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