An wen das Landauer Unternehmen Wickert eine Presse in Übergröße verschickt
Von Barbara Swojanowsky
Landau. Es ist ein Mammutprojekt — und bislang einzigartig in der Geschichte der Wickert Maschinenbau GmbH: Für einen Kunden aus Nordamerika konzipierten und bauten die Mitarbeiter des Landauer Familienunternehmens eine Pressanlage in gigantischer Übergröße.
Zur Herstellung von Polypropylen-Kunststoffplatten braucht ein Unternehmen aus Mexiko ein Pressensystem. Die Firma Wickert Maschinenbau liefert. Nach rund einem Jahr Plan- und Bauzeit. Erst vor Kurzem verließ der letzte Lastwagen mit Maschinenteilen das Landauer Werk.
Laut Steve Büchner, der als Vertriebsingenieur und stellvertretender Marketingleiter bei Wickert tätig ist, besteht die gigantische Anlage aus vier Pressen.
Jede Presse habe eine Presskraft von 10.000 Tonnen. Das entspricht etwa 10.000 älteren VW-Golf-Modellen, die gleichzeitig Druck auf eine Fläche ausüben, wie Büchner erklärt.
Und auch die anderen Zahlen, die er nennt, sind riesig: Jede Presse ist 4,3 mal 3,2 Meter groß und kann Kunststoffplatten bis zu einer Größe von elf Quadratmetern und einem Gewicht von 600 Kilogramm herstellen.
Das Eigengewicht jeder Presse liegt bei rund 450 Tonnen.
„Für Wickert ist es die mit Abstand größte, jemals konstruierte und gebaute Einzelmaschine in der Firmengeschichte.
Vor allem aber war das Projekt eine planerische und logistische Herausforderung, der wir uns sehr gerne gestellt haben. Denn Mexiko liegt nicht gerade bei uns ums Eck“, bemerkt der Ingenieur.
So mussten 1.800 Tonnen Material, insbesondere Stahl, in 32 Sendungen per Schiff über den Atlantik gebracht werden.
Davon wurden 20 Packstücke per Schwerlasttransport nachts und mit Polizeibegleitung unter anderem vom Firmensitz in der Straße Wollmesheimer Höhe nach Antwerpen an den Hafen gefahren.
Das schwerste zu transportierende Einzelteil wog 85 Tonnen. Das entspricht etwa zwölf ausgewachsenen Elefantenbullen oder — um bei Büchners Bild zu bleiben — 85 VW-Golf-II-Modellen.
Auch die Anlieferung beim Kunden wurde laut Büchner vorab akribisch am Computer mit 3-D-Modellen und Flussdiagrammen geplant. „Pakete dieser Dimension kann man nicht einfach mal in einer Halle abstellen“, erklärt er.
In Mexiko würden Mitarbeiter aus Landau dann die Montage durchführen, unterstützt von lokalen Monteuren.
Die Kosten für die Anlage, die laut dem Ingenieur die modernste ihrer Art ist und ein neuartiges Fertigungsverfahren ermöglicht, liegen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich.
„Das erforderliche Material für die Pressplatten in der genannten Größe konnten übrigens weltweit nur weniger als fünf Lieferanten zur Verfügung stellen“, berichtet der Wickert-Mitarbeiter.
Unter anderem lieferte die Dillinger Hütte, ein Hüttenwerk im Saarland, den benötigten Stahl nach Landau, wo das Familienunternehmen Wickert bereits seit 120 Jahren seinen Sitz hat.
Mit Stephanie Wickert trat 2022 die vierte Generation in die Geschäftsführung ein.
Das Unternehmen ist unter anderem spezialisiert auf den Bau hydraulischer Pressen zur Anwendung in den unterschiedlichsten Branchen.
Wickert Maschinenbau GmbH
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